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Was wäre, wenn ein einziges Wort dein
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Ruf zerstören, dir deine rechtlichen
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Rechte nehmen und dich einem Schicksal
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aussetzen könnte, das schlimmer ist als
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der Tod? In der nordischen Kultur war
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dieses Wort Ager. Dieses Wort war so
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zerstörerisch und von Verachtung
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durchdrungen, dass es gleichbedeutend
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mit gesellschaftlichem Ruin war. In der
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Wikinger Gesellschaft war Männlichkeit
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nicht nur eine kulturelle Erwartung,
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sondern zentral für den rechtlichen,
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sozialen und spirituellen Status.
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Ager läßt sich ungefähr mit unmännlich,
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weiblich oder moralisch verdorben
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übersetzen, war jedoch weit mehr als
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eine Beleidigung. Es war eine formelle
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Verurteilung, die in nordischen Gesetzen
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wie dem Gragas in Island verheerende
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Konsequenzen nach sich zog. Der Begriff
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Ager stand für Handlungen, die dem
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nordischen Ideal von Männlichkeit
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widersprachen. Beispiele dafür waren
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Feigheit, das Einnehmen einer
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sozialpassiven Rolle in
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gleichgeschlechtlichen Beziehungen oder
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beco, der Gebrauch von Magie sei, die
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zwar weitgehend von Frauen praktiziert
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wurde, für Männer jedoch als beschämend
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und entmann galt. Laut Snorry Sturluson
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wird in der Inglinga Saga sogar der Gott
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Odin für den Gebrauch von Seid
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kritisiert, da dies so unmännlich war,
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dass Männer es nicht ohne Schande
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ertragen konnten. Agre zu nennen war
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nicht nur eine Beleidigung, es war eine
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schwerwiegende Verläumdung, die
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Gegenstand eines rechtlichen Verfahrens
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namens Niet war. Wenn jemand
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herausgefordert wurde, mußte der
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Beschuldigte seine Männlichkeit durch
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ein rituelles Duell, das sogenannte
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Holmgang, verteidigen. Ein Nichtanten
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galt als Schuldeingeständnis und die
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Konsequenzen waren gravierend. Im
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islandischen Recht des 10. und 11.
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Jahrhunderts konnte eine nicht
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entkräftete Anschuldigung von AGR zur
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härtesten Form der Strafe führen, der
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vollständigen Verbannung. Diese war
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keine einfache Ausweisung, sondern ein
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gesellschaftlich verhängtes Todesurteil.
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Der Verurteilte verlor jeglichen Schutz
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durch das Gesetz und wurde zum Freiwill,
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daß jeder straflos töten durfte. Diese
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Schande beschränkte sich nicht auf den
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Einzelnen. Sie konnte die gesamte
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Blutlinie betreffen. Familien
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distanzierten sich von beschuldigten
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Ergie Männern aus Angst, selbst durch
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die Verbindung beschmutzt zu werden.
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Solche Männer galten als moralisch
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verdorben, spirituell verkommen und
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unwürdig, unter ehrenhaften Kriegern zu
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leben. In der Wikingerkultur war
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Männlichkeit heilig und Ager bedeutete
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nicht nur Schande, sondern Vernichtung.
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Eine der härtesten Strafen im
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Wikingerrecht war Skoganger wörtlich in
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den Wald geschickt. Doch dies war kein
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poetischer Exil. Es war eine kalkulierte
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Form gesellschaftlicher und rechtlicher
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Hinrichtung. Wer zu Skorganger
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verurteilt wurde, wurde vollständig aus
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der menschlichen Gemeinschaft
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ausgeschlossen, seiner Rechte und seiner
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Sippe beraubt und dem Tod in der Wildnis
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überlassen. Diese Strafe, die im
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mittelalterlichen isländischen
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Gesetzbuch Gragas dokumentiert ist,
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wurde für schwerste Vergehen verhängt.
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Totschlag ohne Entschädigung, Zauberei
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und wie bereits erwähnt unbewiesene
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Vorwürfe von Age. Die Strafe machte den
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Verurteilten zu einem Utlager,
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Es gab zwei Formen der Gesetzlosigkeit.
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Eine geringere Fjor Bauggarder, die drei
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Jahre dauerte und eine Rückkehr nach
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Verbüßung der Strafe erlaubte und die
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vollständige dauerhafte Gesetzlosigkeit
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Skogganger, die keine Gnade kannte. Ein
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Suoganga Verurteilter mußte alle
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Siedlungen und Wohngebiete verlassen.
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Ihm war es verboten, Unterschlupf in
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Häusern zu suchen oder Hilfe von Familie
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oder Freunden zu erbitten. Er hatte kein
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Recht auf Unterkunft, Nahrung, Feuer
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oder Schutz und durfte keinerlei Kontakt
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zur Gesellschaft haben. Wurde er in der
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Zivilisation entdeckt, konnte ihn jeder
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straflos töten. Die nordischen Sagers
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geben einen grausamen Einblick in diese
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Strafen. In der Grettiersaga wird der
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geächtete Grett Asmundson in die Wildnis
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geschickt, wo er Jahre in harter
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Isolation überlebt. Sein Schicksal ist
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ein langsames Zerfallen von Geist,
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Körper und Seele. Nur wenige überlebten
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lange in diesem Zustand. Die nordische
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Landschaft war voller dichter Wälder,
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harter Winter und gefährlicher
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Raubtiere. Doch schwerer als die
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physische Gefahr war die Last vergessen
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zu werden. Für einen solchen Mann gab es
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keine Zeremonien, keine Lieder. Er
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verließ die Welt noch bevor sein Körper
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starb. Als Gesetzloser war er von
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niemandem gejagt, aber auch von
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niemandem geschützt. In der
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Wikingerkultur war Männlichkeit heilig,
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definiert durch Macht, Ehre und die
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Fähigkeit, Gewalt anzuwenden, wenn
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nötig. Doch was geschah mit den Männern,
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die als unmännlich oder ager
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gebrandtmarkt wurden?
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Sie wurden zu Gesetzlosen erklärt, aus
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der menschlichen Gesellschaft verbannt
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und zu weniger als Menschen degradiert,
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zu Objekten der Jagd. Rechtlich als
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Ulager außerhalb des Gesetzes stehend,
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wurden sie weder eingesperrt noch
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rehabilitiert. Sie waren schutzlos,
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verletzlich und öffentlich zum Tode
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verurteilt. Die Strafe war nicht nur ein
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rechtlicher Akt, sie war die bewusste
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Entziehung der Menschlichkeit eines
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Mannes. Sogenannte unmännliche Männer
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hatten kein Recht auf ein Zuhause,
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Verwandte oder Erbe. In der Sprache des
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Nordischen Rechts wurden sie zu Wölfen
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des Waldes, Bestien ohne Namen oder
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Schutz. Sie zu töten war kein
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Verbrechen, sondern eine bürgerliche
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Pflicht. Das Gesetz war klar. Wer einen
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Geächteten tötete, entging nicht nur der
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Strafe, sondern konnte in manchen Fällen
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sogar dessen Eigentum beanspruchen. Es
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hieß ausdrücklich: "Niemand, der einen
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Geächteten tötet, muss eine Wehrgeld
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zahlen." Für die, als Ager gebrannt
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Markten, war die moralische Last noch
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schwerer. Ob sie Magie praktizierten
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eine sozial passive Rolle in
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gleichgeschlechtlichen Beziehungen
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einnahmen oder Geschlechtern verletzten,
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ihre sogenannte Unmännlichkeit wurde als
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Bedrohung für die soziale Ordnung
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gesehen. Sie mussten nicht nur
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beseitigt, sondern aus der Linie ihrer
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Familie getilkt werden, vergessen von
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Sippe und Clan. Für die Wikinger war
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Identität nicht individuell, sondern von
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den Vorfahren geerbt. Der Wert eines
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Mannes ergab sich aus seinen Taten,
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seiner Stellung in der Sippe, seiner
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Abstammung und seiner ehrenhaften
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Verwandtschaft. Der Markel als Agert zu
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gelten war nicht nur eine soziale
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Schande. Er drohte diese Verbindung für
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immer zu zerstören. Wer das Zeichen des
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Ergi trug, stand einem Schicksal
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gegenüber, das weit über den Tod
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hinausging, sei es durch Verteilung oder
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Exil. Sie wurden bewusst aus der
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Erinnerung ihrer Linie getilgt. Die
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Namen gefallener Krieger wurden in Sagen
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und Inschriften festgehalten, doch ein
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Niedinger, der Unehrenhafte, wurde nicht
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erwähnt. Es war kein versehentliches
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Vergessen, sondern ein absichtliches. In
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der nordischen Kultur war Erinnerung ein
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Vermächtnis. Familien rezitierten stolz
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ihre Vorfahren und trugen ihre edle
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Linie über Generationen weiter. Doch
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wenn ein Mann wegen unmännlichen
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Verhaltens angeklagt wurde, insbesondere
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wenn die Anschuldigung nicht widerlegt
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wurde, wurde sein Name oft aus der
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Genealogie gestrichen. Isländische
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Genealogien und Familiensagers lassen
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solche Figuren häufig aus oder kürzen
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ihre Linien, was einen
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gesellschaftlichen Prozess der bewussten
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Auslöschung widerspiegelt. Es ging nicht
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nur um Schande, sondern um
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Ein Nachkommer eines Nidinger zu sein
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brachte Unehre Familie. Dies konnte
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Heiratsaussichten, Landvererbung und
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Positionen in den nordischen Parlamenten
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beeinträchtigen. Um künftige
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Generationen zu schützen, leugneten,
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verstießen und verleugneten Familien
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letztlich die Existenz des
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Unehrenhaften. Für die Wikinger
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bedeutete es als unmännlich zu gelten.
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Nicht nur Verbannung oder Tod, sondern
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die vollständige Auslöschung aus
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Familie, Geschichte und Erbe. Ein Mann,
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einst durch Ehre gebunden, wurde zu
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einem Geist in seinem eigenen Blut von
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niemandem erinnert oder betrauert. Die
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Verurteilung als Ars Arger offenbarte
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den Wunsch der Nordmänner, ihre Ehre
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durch Verbannung, Exil und Vergessen zu
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bewahren. Eine Männlichkeit geschmiedet
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aus kaltem Eisen. Diese Urteile hallen
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nach, während Gesellschaften
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entscheiden, wer Schutz verdient und wer
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verbannt werden soll. Sagen und Gesetze
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prägen noch heute Vorstellungen von
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Geschlecht, Gerechtigkeit und
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Erinnerung. Welche modernen Normen
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spiegeln die Ängste der Wikinger vor
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Männlichkeit wieder? Teilt eure Gedanken
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in den Kommentaren. Das Habermal mahnt.
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Kühe sterben, Verwandte sterben, auch
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Menschen sterben. Doch wenn du einen
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guten Ruf hast, stirbt dein edler Name